Ein dem Kind vertrauter Mensch wird gewalttätig. So wird das Vertraute zum Bedrohlichen und Gefährlichen. Das Kind ist vom Erwachsenen abhängig, liebt ihn vielleicht, und fürchtet ihn aber zugleich.
Dieser Konflikt lässt sich nicht lösen. Dies ist ein Grund, weshalb missbrauchte Kinder im Erwachsenenalter unter den Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen leiden.
Allgemeines zum Missbrauch
Missbrauch geschieht häufiger als man oft meint. Es gibt unterschiedliche Formen des Missbrauchs. Am bekanntesten ist der sexuelle, körperliche und emotionale Missbrauch. Aber auch Vernachlässigung ist eine Form des Missbrauchs.
Missbrauch ist immer eine Form der Gewalt. Missbrauch bedeutet Traumatisierung.
Oft geschieht Missbrauch unter dem Deckmantel von Wohlwollen. Die Wahrheit des Missbrauchs wird verschleiert und verschwiegen. Auch von Menschen, die über den Missbrauch wissen, so wie Familienangehörige und nahe FreundInnen.
Die häufige Verleugnung von Missbrauch verzerrt die Realität. Dies kann genauso schädlich sein wie der Missbrauch selbst.
Missbrauch in der Kindheit äußert sich im späteren Leben in …
- Gefühlen der Wertlosigkeit, Scham, oder Schuldgefühlen,
- angstvollen Erwartungen, etwas Bedrohliches könnte geschehen,
- Gefühlen der Hilfs- oder Aussichtslosigkeit,
- selbstzerstörerischem Verhalten, inklusive Sucht und Selbstverletzung,
Oder man erlebt das, was Pete Walker „emotionale Flashbacks“ nennt. Man wird überwältigt von den Gefühlen, Empfindungen und emotionalen Zuständen, die man als verlassenes, missbrauchtes Kind erlebt hat.
Formen von Missbrauch
Neben dem sexuellen und körperlichen gibt es auch den emotionalen Missbrauch. Aber auch Vernachlässigung im Kindes- und Jugendalter gilt als Missbrauch.
Missbrauch von Kindern und Jugendlichen geschieht sowohl innerhalb von Familien als auch innerhalb des familiären Bekanntenkreises und in Institutionen.
Der sexuelle Missbrauch ist jede Form unzulässiger sexueller Annäherung. Ein Kind kann sich dagegen nicht wehren. Jugendliche können gewaltsame sexuelle Annäherungen oft nicht einordnen und werden so gegen ihren Willen missbraucht.
Körperlicher Missbrauch ist jede vorsätzliche oder fahrlässige physische Schädigung eines Kindes oder Jugendlichen.
Der emotionale Missbrauch in Kindheit und Jugend geschieht durch Manipulation, Kontrolle, Gaslighting oder ähnlich verletzendem Verhalten.
Vernachlässigung gilt als weitere Form des Missbrauchs. Sie kann physisch oder emotional sein, wobei auf grundlegende Bedürfnisse eines Kindes oder Jugendlichen nicht geachtet wird. Es mag dies eine stillere Form des Missbrauchs sein, ist aber genauso schädlich wie alle anderen.
Emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung werden manchmal vom Opfer trivialisiert. Es ist aber wichtig anzuerkennen, dass diese Formen von Missbrauch nicht weniger schädlich als andere sind.
Therapie bei Missbrauch in Kindheit und Jugend
Über Missbrauch zu erzählen ist nicht leicht. Scham ist ein häufiger Wegbegleiter von Menschen, die Missbrauch erfahren haben.
Die Therapie bietet Ihnen die Möglichkeit, schmerzhafte Gefühle zu verarbeiten und loszulassen. Auch entsteht ein Verstehen, wie sich die Vergangenheit des Missbrauchs auf Ihr gegenwärtiges Leben auswirkt. Dazu gehört die zunehmende Fähigkeit, Flashbacks zu erkennen, um damit besser umgehen zu können. Ferner gehört zur Therapie auch Trauerarbeit, denn Missbrauch führt oft zum Gefühl, einen Teil von sich verloren zu haben.
Schließlich besprechen wir in der Therapie mögliche positive Veränderungen in Ihrem Leben. Dabei ist es wichtig, die Komfortzone nicht allzu schnell zu verlassen. Ein achtsamer Umgang mit Lebensveränderungen ist daher genauso wichtig wie Qualität und Inhalt der Veränderung.