Toxische Beziehungen
Unverarbeitete Kindheitstraumata können im späteren Leben zu toxischen Beziehungen führen. Der früher erlebte Missbrauch wird nun erneut erlebt, diesmal innerhalb einer intimen Beziehung.
Oft weiß man nicht, wie man eine toxische Beziehung verlassen soll. Man steckt fest, obwohl man weiß, dass einem die Beziehung nicht guttut.
Wodurch zeichnet sich eine toxische Beziehung aus?
Toxische Beziehungen zeichnen sich durch Missbrauch aus. Dazu gehört manipulatives Verhalten.
Manipulatives Verhalten möchte Schuldgefühle im Andern wecken. Es kann auch bewirken, dass das Opfer beginnt, an seiner Realität zu zweifeln. Auch Schweigen kann Ausdruck manipulativen Verhaltens sein.
Gaslighting bewirkt, dass man die Wahrnehmung der eigenen Realität anzweifelt. Was bedeutet das? Man weiß allmählich nicht mehr, ob man den eigenen Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen trauen kann.
Wir alle brauchen eine Bestätigung unserer Wahrnehmung. Dazu gehört die Wahrnehmung der Welt, sowie die Wahrnehmung unserer Gefühle und Gedanken.
Meist geschieht Gaslighting innerhalb einer Beziehung. Dies kann eine Partnerschaft, Freundschaft oder eine Beziehung mit Familienmitgliedern sein. Gaslighting nämlich stützt sich auf das Wissen eines anderen Menschen, und dieses Wissen wird missbraucht.
Gaslighting ist eine Form von Kontrolle und Manipulation, und ist eine Form von Missbrauch.
Toxische Beziehungen zeichnen sich auch durch Kontrolle aus. Dabei wird mehr kontrolliert als einfach nur das Verhalten, Denken und Handeln eines anderen Menschen.
Kontrolle geschieht dann, wenn ein Mensch versucht, die Realität eines anderen Menschen zu definieren. Eine emotionale Bindung ist dann nicht mehr möglich, denn diese beruht auf Gleichheit und gegenseitiger Anerkennung.
Kontrollierendes Verhalten führt zum Verlust nicht nur von Freiheit, sondern auch von Selbstwertgefühl. Die ständige Verletzung psychischer Grenzen bewirkt das Gefühl einer fehlenden inneren Kohärenz.
Warum bleibt man in einer toxischen Beziehung?
In toxischen Beziehungen liegt ein Konflikt vor. Man liebt den Andern und will daher dessen missbräuchliches Verhalten nicht wahrhaben. Um die Beziehung nicht zu gefährden, trivialisiert man daher den Missbrauch.
Die Psychologin Jennifer Freyd spricht in diesem Zusammenhang vom „Wissen und gleichzeitigem Nicht-Wissen“ („knowing and not knowing“). Man weiß vom Missbrauch, weiß aber zugleich nicht davon. Man hat Angst, eine Beziehung zu verlieren, und schaut weg.
Hinzu kommt, dass wir alle eine Neigung haben, Traumata zu wiederholen. Auch Freyd (nicht nur Freud!) erwähnt, dass Menschen, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden, gefährdet sind, im Erwachsenenalter erneut missbraucht zu werden. Nicht nur ist es schwer, Wiederholungen zu unterbrechen, es ist auch oft schwer, Missbrauch als solchen zu erkennen und zu benennen.
Therapie bei toxischen Beziehungen
Missbrauch in toxischen Beziehungen geht oft einher mit einem Mangel an Empathie, denn Täter sind dazu oft nicht fähig. Die Empathie aber bildet den Grundstein der Therapie. Mein empathisches Zuhören als Therapeutin gründet auf meinen eigenen Lebenserfahrungen.
In der Therapie ist ein tiefenpsychologischer Blick in die Vorgeschichte einer toxischen Beziehung hilfreich. Dadurch lassen sich psychologische Muster aufdecken und können so besser verstanden werden. Dies hilft dabei, einen Umgang mit einer toxischen Beziehung zu finden und mit Verantwortung und Selbstsicherheit Entscheidungen über die Zukunft einer Beziehung zu treffen.